Aus der Erinnerung wurde eine Erzählung, aus der Erzählung eine Idee und aus der Idee formte sich die Broschüre „Ein Ort sucht sein Gedächtnis. Klosterneuburg erinnert sich“, in der betagte KlosterneuburgerInnen ihre Kindheits- und Jugenderinnerungen in den 1930er bis 1960er Jahre teilen: Spaziergänge in der Kuchelau, Sommertage im Weidlingerbad, der erste Obstbaum am Haschberg, Schaumrollen in der Finnihütte. Autorin Claudia Tondl hat die Gedankensplitter gesammelt. Für sie ist das Damals unverzichtbar für das Heute.
Mit der Frage „Wie war es in Klosterneuburg als die heutigen 70-, 80-, 90-Jährigen noch jung waren?“ bat sie gemeinsam mit Caritas-Mitarbeiterin Petra Mühlberger sowie Andrea Fischer, Madleine Lissy und Edith Draxl vom KUNSTLABOR Graz im Rahmen von Erzählcafés betagte KlosterneuburgerInnen ihrem Ort zu helfen, sich zu erinnern und sich seiner eigenen Geschichte bewusst zu werden. Das Interesse war überwältigend: 70 Klosterneuburger und Klosterneuburgerinnen beteiligten sich. Einige kannten sich, manche lernten sich neu kennen und manche fanden sich wieder, nachdem sie sich lange aus den Augen verloren hatten. Wir sammelten Alltagsgeschichten und verbanden sie mit Orten der Erinnerung. Betagte Menschen aus Klosterneuburg wurden dabei zu AkteurInnen und holten ihre persönlichen Alltagsgeschichten aus der Vergangenheit in die Gegenwart.
Unser Ziel war es, die vielfach nur in den Köpfen Einzelner abgespeicherten Geschichten wieder sichtbar zu machen, sie als Impulse für neue Geschichten wieder an Orte zu bringen und für andere erfahrbar zu machen. Die Menschen, mit denen wir in Kontakt gekommen sind uns das Gegenüber, sie schenkten uns diese Geschichten.
Dieses Projekt bezog bewusst Menschen mit ein, die mit einer dementiellen Beeinträchtigung leben, denn sie erleben beglückende Augenblicke wieder, erfahren eine positive Resonanz auf ihre Erinnerungen, die für alle BürgerInnen einen hohen Wert bilden. Die lebendige Vergangenheit gibt Orientierung und Halt, lädt ein, Kontakt aufzunehmen, gibt Anlass für Gespräch und Teilhabe, ist Impuls, von sich zu erzählen und die Perspektiven zu wechseln.
Das Projekt "Ein Ort und sein Gedächtnis. Klosterneuburg erzählt" entstand in einer Kooperation zwischen Caritas Pflege und KUNSTLABOR Graz im Rahmen des Netzwerks „Gut leben mit Demenz in Klosterneuburg“. Es wurde gefördert von Fonds Gesundes Österreich und Deutsche Stiftung für Demenzerkrankte.