Eine Frau steht mit einem Menschen im Rollstuhl, die nur als Schatten gesehen werden, weil sie vor einem beleuchtenden Fenster stehen.

Niemand soll den letzten Weg alleine gehen: Hospizbegleiter*innen sind für sterbende Menschen mit Empathie und Verständnis da. © Daniel Gollner

Das „Rucksackle“ und der Abschied vom Leben

Sie stehen Betroffenen einfühlsam und professionell zur Seite: Rund 140 ehrenamtliche Hospizbegleiter*innen kümmern sich um schwerkranke wie sterbende Menschen und ihre Angehörigen im Land. Die Tochter eines unheilbar Kranken und ein Hospizbegleiter erzählen. 

Sabines Vater ist unheilbar krank. „Als ich seine Diagnose erfuhr, war mir sofort klar, dass wir ihn daheim begleiten und betreuen werden. Es ist nämlich sein großer Wunsch, zu Hause zu sterben“, sagt die berufstätige Frau und Mutter. Sabine pflegt seit Bekanntwerden der Krankheit liebevoll ihren Vater, unterstützt ihre Mutter und „schmeißt“ gleichzeitig Job und den eigenen Haushalt. Das kostet viel Zeit und sehr viel Kraft. „Oft falle ich am Abend erschöpft ins Bett, kann aber nicht schlafen, weil sich in meinem Kopf alles um die letzten Wochen meines Vaters dreht“, erzählt sie. Seit eine unserer gut geschulte, ehrenamtliche Hospizbegleiterin regelmäßig vorbeikommt, um den Sterbenden und die Angehörigen zu besuchen, verspürt Sabine Entlastung, ja, Erleichterung: „Die Frau redet nicht nur mit meinem Vater, auch ich kann ihr mein Herz ausschütten. Ich bin so dankbar, dass ich in dieser schweren Situation nicht alleine bin.“

Fast 10.000 Einsatzstunden

141 ehrenamtliche Mitarbeitende unserer mobilen Hospizbegleitung schenkten im Vorjahr in ganz Kärnten in 9.850 Stunden schwerkranken sowie sterbenden Menschen und deren Angehörigen Zeit; gaben ihnen im häuslichen Bereich, in Spitälern, in der stationären Pflege und auf Palliativstationen Halt; sie hörten zu, standen tröstend an ihrer Seite, wenn sie weinten, und/oder lachten mit ihnen – eine kostenlose, für die Gesellschaft wertvolle wie unverzichtbare Hilfeleistung.

Übers Leben reden

 „Oft haben wir es auch recht lustig“, sagt Hospizbegleiter Hans Schönegger, der vor zwei Jahren die Hospizausbildung bei uns gemacht hat. Seither besucht der 1955 in Osttirol geborene Betriebswirt einmal in der Woche – immer dienstags – alte, pflegebedürftige beziehungsweise sterbende Menschen: am Vormittag an Demenz erkrankte Frauen in einem Pflegewohnhaus und am Nachmittag schwerstkranke Frauen und Männer, die die letzten Stunden, Tage und Wochen vor ihrem Tod auf der Palliativstation verbringen. „Es ist eine sehr schöne Aufgabe, Menschen im letzten Lebensabschnitt Zeit zu widmen“, sagt Schönegger. Für ihn gehört der Tod zum Leben dazu. Dementsprechend hält er im Hospizeinsatz „nichts vom Dazujammern“, redet dem Mitfühlen statt Mitleiden das Wort und hört häufig von den Besuchten: „Ich weiß eh, dass ich sterben werde. Endlich kann ich normal mit jemandem reden.“ – Über schöne wie schwere Zeiten; Über Glücksmomente ebenso wie über Schicksalsschläge, über Bedeutendes wie Belangloses; „Ob Angehöriger oder sterbender Mensch: Wer reden will, für den bin ich da.“ – Wie auch für jenen Palliativpatienten, der ihn fürsorglich fragte, wie er, Schönegger, denn „das Rucksackle“, das er von ihm bei jedem Besuch umgehängt bekäme, wieder los werde. Des Hospizbegleiters Antwort: „Du kannst es mir ruhig umhängen. Ich stelle es bei der Tür ab. Und wenn ich wiederkomme, nehme ich es wieder mit zu dir.“

Beim Abschied nicht alleine sein

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