Seit mehr als einem halben Jahr gibt es das „Café Zeitreise“ in Malta, in dem sich von Vergesslichkeit betroffene Menschen und ihre Angehörigen zum wertvollen Austausch treffen.
Mit dem Alter kommt neben der Pflegebedürftigkeit oft das Vergessen. Und mit ihm stellen sich bei den betroffenen Menschen und ihren betreuenden Angehörigen nicht selten Ratlosigkeit und Verzweiflung ein. Letztere sind tagtäglich – meist rund um die Uhr – im Einsatz und mit ihren Aufgaben häufig allein. Um pflegenden Menschen ein Stück weit begleitend und entlastend zur Seite stehen sowie Menschen mit Veränderungen in der Gedächtnisleistung helfen zu können, wurde in der Gemeinde Malta auf Initiative der Caritas Kärnten im Oktober des vergangenen Jahres das sogenannte „Café Zeitreise“ eröffnet. Ende Mai geht eines im Caritas-Altenwohn- und Pflegeheim „Haus Elisabeth“ in St. Andrä im Lavanttal in Betrieb. Weitere „Cafés“ sind in den verschiedensten Regionen Kärntens geplant. Bei dem Projekt in Malta handelt es sich um eine Kooperation der Caritas mit dem Dorfservice und der Gemeinde Malta.
Kostenloses Angebot
„Uns liegt der alternde Mensch mit all seinen Bedürfnissen ebenso sehr am Herzen wie die betreuenden Angehörigen“, sagt Eva Sachs-Ortner als Expertin für Demenz in der Caritas Kärnten. Im „Café Zeitreise“ – einem kostenlosen Angebot – kommen in erster Linie Menschen mit, aber auch Menschen ohne Gedächtnisprobleme zusammen und tauchen gemeinsam in die Vergangenheit ein. Erinnerungen werden aufgefrischt, und danach werden im Gespräch – gedanklich – Brücken in die Gegenwart gebaut. „Letztens haben wir uns über das Schlachten unterhalten. SeniorInnen haben sich an früher erinnert, an Zeiten, als sie die Därme im Bach gewaschen haben und von einem Tier alles verwertet wurde. Da war die Blutsuppe noch gang und gäbe“, erzählt Sachs-Ortner.
Hilfe, Austausch und Information
Das „Café Zeitreise“ findet jeden zweiten Freitag im Monat von 14 bis 17 Uhr in der Volksschule Malta statt. Zwischen zehn und 15 Menschen besuchen es jedes Mal. Während in der einen Gruppe von Vergesslichkeit oder Demenz Betroffene Anregungen, Gedächtnistrainings und Inputs erhalten, wie sie noch aktiv leben können, und bei gemeinsamen Aktivitäten schon verloren geglaubte Fähigkeiten von Körper und Geist neu entdecken können, tauschen sich in der anderen Gruppe Angehörige unter der fachlichen Begleitung von Sachs-Ortner über Sorgen, Fragen und Ängste aus. Sie bekommen Informationen und Hilfe. „Mit Respekt gegenüber jeder persönlichen Geschichte und den individuellen Möglichkeiten, sich am Geschehen zu beteiligen, wird ein Stück gemeinsame Zeit gestaltet. Oft werden gemeinsam Ausflüge unternommen“, sagt Gemeinderätin Aloisia Brunhilde Gritzner, die sich über das Dorfservice für das „Café Zeitreise“ engagiert.
Dorfservice als Partner
Das dreistündige Programm in den Räumlichkeiten der Volksschule beginnt mit Kaffee und Kuchen für alle TeilnehmerInnen. Sachs-Ortner sowie ehrenamtliche MitarbeiterInnen vom Dorfservice unter der Leitung von Anita Dullnig begleiten die Gruppen durch den Nachmittag, der von persönlichen oder gemeinsamen Beschäftigungsaktivitäten geprägt ist. Den Angehörigen wird außerdem die Möglichkeit zur Teilnahme an Einzel- und Gruppengesprächen sowie an Vorträgen zum Thema „Alter und Demenz“ geboten.