Gabriela Hackl, Pflegedienstleiterin Niederösterreich Ost, ist zufrieden mit dem Lebensqualitätskonzept und dessen Umsetzung.

Begegnung auf Augenhöhe

Die Caritas Pflege hat im Frühling 2018 das neue Lebensqualitätskonzept eingeführt, das aus der Praxis entwickelt und wissenschaftlich geprüft wurde. Gabriela Hackl, Pflegedienstleiterin NÖ-Ost, zeigt die Schwerpunkte des neuen Konzeptes auf.

Was ist das Besondere am neuen Lebensqualitätskonzept der Caritas Pflege?
Das neue Lebensqualitätskonzept ist ein werteorientiertes Konzept. Es ist leicht verständlich, sowohl für unsere Mitarbeiter als auch für unsere Bewohner und Kunden. Und es ist flexibel, d. h. das Lebensqualitätskonzept passt sich an sämtliche Besonderheiten, die es in der Pflege gibt, an. Es kann immer den individuellen Bedürfnissen entsprechend angewendet werden.

Wie funktioniert das genau?
Durch die Werteorientierung, die besagt „Ich bin mit dem Bewohner oder dem Kunden auf Augenhöhe“. Das heißt, wir sind Partner des Kunden und des Bewohners! Das unterscheidet unser neues Lebensqualitätskonzept von allen anderen Pflegekonzepten, mit denen wir vorher gearbeitet haben: Wir respektieren die Person als eigenständige Person ganz unabhängig von Diagnosen. Ob es ein an Demenz erkrankter Mensch ist oder ein palliativ zu betreuender Mensch ist dabei völlig egal. Das Lebensqualitätskonzept fordert, dass uns der Bewohner oder der Kunde sagt, was er für sich in diesem Moment für richtig hält. Als Pflegekraft wende ich dann ein ganz gezieltes „Werkzeug“ an – eines, das genau auf die Bedürfnisse des Menschen abgestimmt ist. Hier geht es auch darum, Beratungskompetenz zu entwickeln. Denn manchmal decken sich die Bedürfnisse der Kunden nicht mit dem, was wir aus rein professioneller Sicht empfehlen würden. Dann muss gemeinsam überlegt werden, wie die Pflegekräfte z. B. Risiken minimieren, aber die Bedürfnisse des Kunden oder des Bewohners dennoch erfüllt werden können.

Wie berücksichtigt das Lebensqualitätskonzept die besondere Situation von Menschen mit einer demenziellen Erkrankung?
Durch seine Flexibilität geht das Konzept auf sehr viele Besonderheiten ein. Auch bei demenziell erkrankten Menschen ist die Krankheit nicht im Vordergrund. Im Vordergrund steht hier die Beziehungsarbeit. Das bedeutet, wenn die Pflegeperson sich dem Erkrankten als Hilfs-Ich zur Verfügung stellt, dann kann er einen Teil von sich selbst wieder besser wahrnehmen. Wir gehen weg von der allumfassenden Versorgung und dem Setzen von Interventionen hin zur Beziehungsarbeit und Begleitung pflegebedürftiger Menschen. Was möchte er oder sie jetzt von mir und was kann ich ihm oder ihr anbieten? Dieser Grundsatz gilt für alle Bewohner und Kunden und auch für demenziell erkrankte Menschen. Ein ebenso wichtiger und daher nicht zu vernachlässigender Baustein im Lebensqualitätskonzept ist das ethisch reflektierte Handeln der Mitarbeiter und Führungskräfte. Viele Situationen im täglichen Tun verlangen dies und stellen oftmals auch Herausforderungen für uns dar.

Ein Beispiel aus der Praxis?
Wir sehen jetzt in der Praxis, dass es gar nicht die weltbewegenden Dinge sind, die die Menschen als Lebensqualität betrachten. Und wir sehen auch, dass wir schon seit langer Zeit mit der Wertorientierung arbeiten. Jetzt ist es mit dem neuen Lebensqualitätskonzept verschriftlicht worden.
Ein kleines Beispiel aus der Pflege Zuhause: Eine Mitarbeiterin hat die Hosen eines Kunden immer mit Kernseife gewaschen, weil die Flecken damit am besten heraus gingen. Jetzt, mit Hilfe des Lebensqualitätskonzepts, hat er ihr gesagt, dass er den Geruch der Kernseife nicht mag. Das scheint eine Kleinigkeit – für ihn aber hat das so viel bedeutet. Jetzt verwendet sie ein ganz normales Waschmittel und er hat ein paar Flecken auf der Hose – aber die sind ihm egal.
Für manche alte Menschen ist es auch gar nicht so leicht ihre Bedürfnisse zu äußern. Sie waren immer bescheiden und jetzt sollen sie bestimmen, was wir für sie tun sollen. Das müssen sie auch erst lernen – aber es lohnt sich! Und wir als Pflegepersonen können die Menschen beim Lernen unterstützen.


Das hört sich gut an – auch für die Pflegekräfte!
Ja – das ist Pflege pur! Natürlich gehört die medikalisierte Pflege auch dazu: also ärztliche Anordnungen ausführen, Medikamente verabreichen etc. Aber das Spannende ist, zu versuchen, sich in den Menschen, den ich pflege, wirklich hineinzuversetzen – ihn zu verstehen und zu akzeptieren, ihn zu unterstützen, zu beraten und zu begleiten.

Als zentrale Pflegedienstleiterin für Niederösterreich-Ost macht es mich sehr stolz, mit wie viel Kraft und Engagement die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bereichs Caritas Pflege das Konzept umsetzen und ins Leben bringen – Danke dafür!

 

 

www.caritas-pflege.at

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