In strömendem Regen besuchten Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Frau Doris Schmidauer am 25. Mai das Caritas Pflegewohnhaus St. Bernadette in Breitenfurt in Niederösterreich. Seit elf Jahren ist das Haus ein Zuhause für ältere und pflegebedürftige Menschen. Das Angebot umfasst Betreuung und Pflege für bis zu 108 ältere Frauen und Männer. Schwerpunkte des Hauses liegen bei den Themen Demenz und Palliative Care.
„Es ist erfreulich, dass die Menschen in unserem Land immer älter werden, gleichzeitig ist die älter werdende Bevölkerung natürlich auch eine Herausforderung für unsere Gesellschaft. Aber wenn es um die älteren Menschen in unserem Land geht, geht es um Menschen und nicht um einen Kostenfaktor“, hob Van der Bellen hervor. „Ich danke den Frauen und Männern, die in der Pflege arbeiten und tagtäglich Großartiges leisten, wie hier im Pflegewohnhaus der Caritas in Breitenfurt, aber auch in der mobilen Pflege. Und ein großes Danke auch an die Angehörigen.“
Nachdem er sich das Haus angeschaut und mit einigen Bewohnern geplaudert hatte, nahm sich der Bundespräsident noch Zeit für Monika Zeisenböck und ihr Anliegen. Sie ist Bewohnerin des Hauses St. Barbara und Reporterin für Faltenrock FM, das Caritas-Radioprojekt von alten Menschen für alte Menschen. Frau Zeisenböck nutzte die Gelegenheit, um dem Bundespräsidenten einige Fragen zum Alter zu stellen.
Ihre erste Frage, ob der Bundespräsident sich ein Leben in einem Seniorenhaus vorstellen könne, beantwortete dieser nach kurzer Bedenkzeit diplomatisch: „Man kann nicht wirklich in die Zukunft schauen. Aber wenn es zuhause nicht mehr geht und ich keine Angehörigen mehr habe – oder die nicht können, dann kann ich mir das sehr gut vorstellen. Da würde ich mir aber, wenn ich noch ein bissl – wie soll ich sagen? - ‚wach‘ bin, sehr genau anschauen wohin.“ Monika Zeisenböck konterte charmant, dass Sie ihn ins Haus St. Barbara einlade – dort sei es nämlich sehr schön.
Auf Frau Zeisenböcks zweite Frage, welche Werte alte Menschen den jungen heute noch vermitteln könnten, antwortete Van der Bellen, vielleicht mit Blick auf seine eigene jüngere Vergangenheit: „Sie können ein bisschen erzählen aus ihrem Leben, von den Siegen und den Niederlagen – das ist vielleicht noch wichtiger – und wie man damit fertig wird. Auch junge Leute sind an den persönlichen Geschichten interessiert. Nicht an den großen Theorien, sondern am Schicksal des Einzelnen.“
Ihre letzte Frage, wie viel Stellenwert das Alter in der heutigen Zeit noch habe, beantwortete er lachend: „Es gibt einen Redakteur einer Wochenzeitung in Wien, der wird so in meinem Alter sein, der wettert hin und wieder gegen den Jugendwahn. Und wenn man z.B. in China auf Staatsbesuch ist, da merkt man, die haben eine ganz andere Einstellung. Da muss man sich einmal 30 Jahre bewähren, bevor man da wirklich aufsteigt in der Hierarchie. Aber ich glaube einfach: beides ist wichtig und vor allem die Wertschätzung füreinander.“
Glücklich über das Gespräch und vielleicht auch ein bisschen darüber, dass es vorbei war, bedankte sich Monika Zeisenböck beim Bundespräsidenten für das nette Gespräch. „Hoffentlich hat er nicht gesehen, wie mir die Knie geschlottert sind“, sagte sie nachher lachend.