Die Caritas startet in Wien und Niederösterreich ein Pilotprojekt das zeigt, dass Urlaub für pflegebedürftige Menschen möglich ist und auch betreuende Angehörige Erholung finden. In magdas Hotel in Wien und im Zimmer & Frühstück OBENauf in Unternalb bei Retz unterstützt die Caritas mit Betreuung und Pflege direkt am Urlaubsort.
63 Prozent der Österreicher planen heuer einen Sommerurlaub. Es gibt aber auch viele Menschen, die gar nicht verreisen oder verreisen können. 2015 machten rund 1,76 Millionen der über-15-Jährigen im Sommer keinen Urlaub. 34,3 Prozent führten „gesundheitliche Gründe oder eingeschränkte Mobilität“ oder familiärer Verpflichtungen als Gründe an.
„Insbesondere ältere Menschen mit Betreuungs- und Pflegebedarf wissen oft nicht, wie sie alleine auf Urlaub fahren könnten. Aber auch Angehörigen scheint eine Reise mit den Menschen, die sie betreuen, häufig unmöglich. Dabei bedeutet gerade in dieser Situation ein Tapetenwechsel und eine Auszeit für alle eine nachhaltige Steigerung der Lebensqualität“, betont Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas der Erzdiözese Wien.
Die Caritas will in ihrem Pilotprojekt mit punktueller Pflege direkt am Urlaubsort entlasten. Gestartet wird das Pilotprojekt in magdas Hotel in Wien und im Zimmer & Frühstück OBENauf in Unternalb bei Retz. Die Unterkünfte bieten barrierefreie Zimmer, Caritas PflegeexpertInnen unterstützen vor Ort mit Betreuung und Pflege. Das Notruftelefon auf Zeit schafft zusätzliche Sicherheit.
„Das Pilotprojekt richtet sich speziell an Menschen, die einen leichten bis mittleren Pflegebedarf haben – und natürlich auch an die pflegenden Angehörigen, die entlastet werden. Die Hauskrankenpflegerin bietet dem pflegebedürftigen Gast Hilfestellung bei der Körperpflege und beim Duschen, unterstützt beim An- und Auskleiden und sorgt für den Transfer vom Bett in den Rollstuhl“, erklärt Ilse Frisch, Leiterin Caritas Pflege Wien. Mit ärztlicher Anordnung übernimmt die HauskrankenpflegerIn auch medizinischen Leistungen wie Verbandwechsel, Injektionen, Medikamentengabe etc. Eine HeimhelferIn entlastet die Angehörigen, wenn diese etwas alleine unternehmen wollen und der pflegebedürftige Mensch im Hotel bleibt und Hilfe im Alltag benötigt. Bis zu fünf Mal pro Tag kann eine MitarbeiterIn unterstützen.
„Gerade wenn wir von einem selbstbestimmten Leben im Alter sprechen – sollte es möglichst lange denkbar sein, auch verreisen zu können. Aber es ist uns bewusst, dass der Staat ein Verreisen von älteren Menschen mit Pflegebedarf nicht unbedingt erleichtert“, stellt Schwertner fest. „Die österreichische Förderlogik im Pflegebereich macht die Mobilität pflegebedürftiger Menschen fast unmöglich, denn die Förderungen sind an den Wohnort gebunden. Als Caritas fordern wir hier schon lange österreichweit einheitliche Qualitäts-, Versorgungs- und Finanzierungsstandards.“
Betreuende und pflegende Angehörige schenken kranken und pflegebedürftigen Menschen ihre Anteilnahme und ihre Fürsorge. Oft wird dies als selbstverständlich angesehen, doch für die Pflege benötigen Angehörige tagtäglich viel Kraft, Energie und Organisationstalent. Jeder Mensch hat das Recht auf Urlaub. Schon eine kurze Auszeit bringt für Angehörige wieder mehr Energien - auch um den pflegebedürftigen Menschen angemessen betreuen zu können.
Wie funktioniert es?
Die Buchung des Zimmers erfolgt wie bei jedem Urlaubsaufenthalt. Wichtig ist, dass der Gast drei Wochen vor Urlaubsbeginn in Wien mit der Caritas Pflege Zuhause bzw. in Unternalb mit der Caritas Pflege Zuhause Retz Kontakt aufnimmt. Die PflegeexpertInnen besprechen die Situation und stimmen die Pflege und Betreuung optimal auf die individuellen Bedürfnisse ab.
Die Unterbringungskosten sind für Gäste mit und ohne Betreuungsbedarf gleich. Die Leistungen für Betreuung und Pflege werden auf Privatzahlerbasis angeboten, da die reguläre Förderung der Pflege auf das Bundesland des Wohnsitzes beschränkt ist.
Bundesweite Förderung für „Ersatzpflege“
Eine Unterstützung zur Finanzierung kann für sogenannte „Ersatzpflege“ bundesweit in Anspruch genommen werden. Je nach Pflegestufe beträgt sie für maximal vier Wochen im Jahr 1.200 bis 2.200 Euro. Die Landesstellen des Sozialministeriumservices sind für diese Förderung zuständig. Mehr Infos
Möglichkeiten für Kurzzeitbetreuung von Menschen mit Pflegebedarf
Es gibt vielfältige Möglichkeiten für kurzzeitige Betreuungen von pflegebedürftigen Menschen wie nach einem Krankenhausaufenthalt, wenn Angehörige im Krankenhaus, auf Kur oder im Urlaub sind. Die Angebote richten sich nach der individuellen Situation des pflegebedürftigen Menschen:
Kurzzeitpflege in den eigenen vier Wänden durch Pflegepersonen, die von tageweise bis zu wochenweise – und ein bis dreimal pro Tag unterstützen
Wer intensive Pflege und Betreuung braucht, findet in unseren Pflegewohnhäusern auch ein Zuhause auf Zeit. Die Betreuung im Pflegewohnhaus ist von zwei bis sechs Wochen möglich.
Die Caritas bietet das Notruftelefon auch für kurze Zeiträume an - so können pflegebedürftige Menschen auch in der Abwesenheit ihrer Angehörigen sicher sein.
Auch eine 24-Stunden-Betreuung ist für einen begrenzten Zeitraum möglich.
Urlaub für HospizpatientInnen
Mit „Urlaub und Hospiz“ bietet das Mobile Caritas Hospiz und das Bildungshaus Schloss Großrußbach ein Angebot für Familien, in denen eine Person an einer lebensbedrohlichen Krankheit leidet. Neben Urlaubstagen von 1. bis 10. Juli und vom 1. bis 6. September 2016 können auch individuelle Termine gebucht werden.
Caritas Pflege
Über 1,24 Millionen Stunden leistet die Caritas in Wien und Niederösterreich (Wein- und Industrieviertel) jährlich in der mobilen Betreuung und Pflege. 16 Standorte der Caritas Pflege Zuhause in Wien und 24 in Niederösterreich sind Ausgangspunkte für die mobilen Pflegeteams der Caritas. Das dichte Netz gewährleistet Nähe zu den einzelnen Menschen: 1.350 MitarbeiterInnen kümmern sich um das Wohl von 8.700 SeniorInnen.
www.caritas-pflege.at
www.caritas-notruftelefon.at
www.magdas-hotel.at
www.obenauf.cc