Seit Gründung der Caritas OÖ war Johann Loidl mit an Board. 41 Jahre lang engagierte er sich als Caritas-Mitarbeiter in der Sozialarbeit und in der Kinder- und Jugendhilfe. Besonders eingeprägt hat sich bei ihm in der Caritas-Arbeit nach dem Krieg: Auch auf der persönlichen Ebene wirkt die Hilfe von damals heute noch nach.
1946 kam Johann Loidl aus der russischen Kriegsgefangenschaft nach Hause. Der Krieg gab seinem Leben eine neue Wendung. „Ich sah die Not der Kriegsgefangenen und fasste den Entschluss: Wenn ich heimkomme, will ich einen sozialen Beruf ergreifen“, erinnert sich der gelernte Kaufmann. Gesagt, getan. Er ging zur Caritas und begann seine Ausbildung an der „Landesfürsorgerinnen-Schule“ - als erster Sozialarbeiter im so stark weiblich besetzen Bereich. Die Schülerinnen wurden „Schwester“ genannt. Das scherzhafte „Schwester Loidl“ konnten sich seine Mitschülerinnen nicht ganz verkneifen.
Gegen den Hunger
„Die größte Leistung der Caritas ist, dass sie den Hunger nach dem Krieg stillen konnte“, ist Loidl überzeugt. 203.700 Kilogramm an Lebensmittel wurden gleich im Jahr 1946 gesammelt – Kartoffel, Kraut, Obst, Getreide. Eine große Herausforderung war der Transport. „Hier half uns die US-Besatzungsmacht, die uns LKW, die Kraftfahrer und sogar den Benzin gratis zur Verfügung stellte“, erinnert Loidl sich. Die amerikanische Caritas schickte Lebensmittel und Kleidung per Schiff nach Triest. Von dort aus brachten sie oberösterreichischen Caritas-Mitarbeiter mit dem Zug nach Linz. Bis 1954 wurde die „Lebensmittelkollekte“ durchgeführt und erbrachten 3,5 Millionen Kilo an Lebensmittel.
Kindererholung
1948 begann die Caritas, Kinder zur Erholung ins Ausland zu schicken, koordiniert von Hans Loidl. Durch die Zusage der Länder Spanien, Portugal, Holland, Belgien, Luxemburg und der Schweiz konnten mehr als 35.000 Kinder von Oberösterreich mehrere Monate lang vorwiegend in Familien unterkommen und wieder zu Kräften kommen. Mit lang andauernder Wirkung, die sich für Hans Loidl selbst 75 Jahre später noch auf der persönlichen Ebene zeigt: Mit rund dreißig dieser Kinder ist der heute 97-Jährige nach wie vor in Kontakt – wie z.B. dem damaligen Flüchtlingsjungen aus dem Lager Asten. Die Mutter war Ungarin, der Junge außerehelich geboren. Während der Sohn auf Erholung in Belgien war, verließ die Mutter mit einem englischen Besatzungssoldaten das Land. Der belgische Pflegevater, ein Nationalrat, zeigte sich großherzig: „Die Junge kann so lange bleiben, wie er will.“
Der Schützling schloss die Schule ab, sein Pflegevater wollte ihm das Studium ermöglichen. Doch dieser hatte anderes im Sinn: „Ich will Fleischhacker werden!“, meinte er bestimmt. Der Anwaltsfamilie bescherte es leichtes Bauchweh, doch sie ließ ihm seinen Willen. Der junge Mann stieg zum Manager auf, eröffnete drei Restaurants und gründete eine Familie. Manchmal besucht er Hans Loidl. Vor wenigen Jahren bat er seinen alten Gönner um ein Foto, rahmte es und fand einen Platz dafür in seiner Wohnung. „Wenn ich nach Hause komme, Tag für Tag, und die Tür öffne, ist das erste, das ich sehe, dein Bild“, erzählte ihm der ehemalige Flüchtlingsjunge. „Und jeden Tag sehe ich dich an, Hans, und grüße dich.“